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„Die Angebote des Landlebens sind vielfältig“

Bäuerliche betriebe: Birgit Jacquemin von der Landwirtschaftskammer NRW im Interview

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In den Hofläden von NRW gibt es eine ganze Reihe einzigartiger Produkte – wozu auch Eier von glücklichen Hühnern zählen. Fotos: AdobeStock

„Das Interesse an landwirtschaftlichen Themen ist sehr groß.“Gänsemilch, Kürbis-Ketchup oder Straußenei-Pasta – die Vielfalt der Hofläden in NRW ist immens. Und nicht nur die: Wer Interesse an den Angeboten des Landlebens hat, wird garantiert fündig. Birgit Jacquemin, im Fachbereich Landservice der Landwirtschaftskammer NRW als Referentin für Direktvermarktung und Agrarmarketing tätig, bietet gemeinsam mit ihren Kollegen eine Beratung für Direktvermarkter, Ferienhof- oder Bauernhofcafé-Betreiber in NRW an, damit die Verbraucher auf den Höfen ein attraktives Angebot in einer ansprechenden Atmosphäre vorfinden. Im Gespräch mit der SZ berichtet sie u. a. über das veränderte Konsumentenverhalten und die Herausforderungen, vor denen landwirtschaftliche Betriebe heute stehen.

Landwirtschaft ist heute viel mehr als Ackerbau und Viehzucht. Welche Angebote hält das Landleben noch bereit?

- Die Angebote des Landlebens sind vielfältig. Wir bündeln sie unter der Dachmarke: „Landservice: Echt. Näher. Dran!“ Landservice ist eine Wortschöpfung, die aus zwei Wortenteilen besteht, nämlich aus Land und Service. Dahinter verbergen sich die Produkt- und Service-Leistungen, die die bäuerlichen Familienbetriebe für die Menschen in ihrer Region erbringen. Dazu zählen die Direktvermarktung, die Angebote zum Einkehren, Genießen und Tagen, bauernhofpädagogische Angebote für Kinder, Ferienangebote auf dem Hof, Reitangebote und Natur & Care. Letzteres stellt den Menschen und sein Wohlbefinden in den Mittelpunkt, sodass unter den Natur- und Care-Angeboten beispielsweise therapeutisches Reiten oder Kreativkurse zu finden sind. Diese ganze Fülle an Produkten und Leistungen, die die bäuerlichen Familienbetriebe in Nordrhein-Westfalen erzeugen, verarbeiten und vermarkten, finden Verbraucherinnen und Verbraucher u. a. auf dem Portal www.landservice.de.

Ist in den vergangenen Jahren das Interesse am Leben und Arbeiten auf dem Land gewachsen?

- Ja, das Interesse ist eindeutig gewachsen. Der Trend Regionalität zeigt, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher wissen wollen, wie die Lebensmittel entstehen und woher sie kommen. Lebensmittel aus der Region lassen sich bis zum Ursprung nachvollziehen. Das schafft Vertrauen. Außerdem ist das Interesse an den landwirtschaftlichen Themen sehr groß, weil das Wissen um die Lebensmittelproduktion verloren geht. Viele Strömungen, wie die große Nachfrage nach bauernhofpädagogischen Angeboten oder das Interesse an Selbsterntegärten zeigen, dass die Menschen sehr am landwirtschaftlichen Leben interessiert sind.

Wie beliebt sind Ferien auf dem Bauernhof?

- Ferien auf dem Bauernhof sind in verschiedenen Regionen, wie zum Beispiel der Eifel, im Hochsauerland oder im Münsterland sehr beliebt. Familien mit Kindern finden tolle Quartierangebote. Der Kontakt zu den Tieren, der Platz zum Toben und die Entdeckungen in der Natur sind besonders bei Kindern beliebt. Aber auch Paare oder Freundes- oder Familienkreise, die die Gemeinschaft und die Nähe zur Natur suchen, fühlen sich auf den Ferienhöfen sehr gut aufgehoben.

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Birgit Jacquemin von der Landwirtschaftskammer NRW. Foto: Landwirtschaftskammer
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Warum erweitern heute viele Betriebe ihr Angebot, sind beispielsweise Gastgeber für Erholungssuchende oder bieten ihre Produkte per Direktvermarktung an?

- Mit der Erweiterung in verschiedene Geschäftsbereiche betreiben die landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und -leiter eine Risikovorsorge, um nicht von einem einzigen Geschäftszweig abhängig zu sein. Darüber hinaus entwickeln die landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und -leiter Produkt- oder Dienstleistungsangebote, die sie selbst begeistern. So steckt in jedem Betriebszweig viel persönliches Herzblut. Wir, als Verbraucherinnen und Verbraucher, profitieren von diesem Engagement und dem Ideenreichtum. Denn er führt zu einer einzigartigen Vielfalt auf den landwirtschaftlichen Höfen.

Was schätzen Kunden am Angebot von Hofläden?

- Die Frische der Lebensmittel und das Wissen: Das kommt von hier. Außerdem sind die verarbeiteten Produkte, wie beispielsweise Fruchtaufstriche, Suppen oder Eingelegtes, handwerklich hergestellte Produkte. Dabei greifen viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter auf alte Familienrezepte zurück, sodass eine Hofspezialität mit einer besonderen Geschmacksnote entsteht.

Konsumieren Verbraucher heute anders?

- Veränderungen finden laufend statt. Die Gründe sind vielfältig. Aktuell sind die Themen Gesundheit, Ressourcenschonung und Ökologie im Verbraucherbewusstsein fest verankert. Diese Einstellungsmerkmale beeinflussen die Kaufentscheidungen und die Art, wie wir konsumieren. Dann verändern sich die Essgewohnheiten. Auf Grund unserer hohen Mobilität sind wir ein Volk der „Unterwegs-Esser“ und Snacker. Ferner leben viele Verbraucherinnen und Verbraucher kaum noch feste Mahlzeitenstrukturen in den Familien.

Gibt es besondere Produkte, die einzigartig für NRW sind?

- Es gibt eine Reihe einzigartiger Produkte. Wir nennen sie die „andersARTigen Hofspezialitäten“. Gänsemilch, Kürbis-Ketchup, Straußenei-Pasta oder Zuckerrübensirup machen doch neugierig, oder? Außerdem gibt es eine Vielfalt an alten Tierrassen, alten und neuen Pflanzenraritäten oder historischen Getreidesorten, die meist unentdeckt sind, aber auf den Höfen angeboten werden. Für Interessierte gibt es dazu die Broschürenreihe „andersARTig“, mit vielen Informationen. Die Broschüren können unter www.landservice.de im Bereich Downloads heruntergeladen oder bestellt werden.

Ist Nachhaltigkeit ein Thema in den landwirtschaftlichen Betrieben? Wenn ja, wie wird sie aufgegriffen und umgesetzt?

- Landwirtschaftliche Betriebe sind Familienbetriebe, die den Hof von Generation zu Generation weitergeben. Daher ist das Thema Nachhaltigkeit bereits in der Ausprägung als Familienbetrieb angelegt, denn der Hof will erhalten werden, damit die Nachfolgegeneration darauf wirtschaften kann. Darüber hinaus haben wir mehrere hundert Nachhaltigkeitschecks in den Betrieben durchgeführt. Das Ergebnis ist in zwölf verschiedenen Regionalbroschüren nachzulesen. Jedes Betriebsportrait endet mit dem Satz „Nachhaltigkeit leben wir so“. Die Broschüren können ebenfalls bestellt oder heruntergeladen werden.

Vor welchen Herausforderungen stehen landwirtschaftliche Betriebe in der heutigen Zeit?

- Die Herausforderung ist, den Wandel zu gestalten und die aktuellen Krisen in unserer globalisierten Welt zu meistern. Denn Klimaveränderungen, die Rohstoffpreisentwicklung, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die Digitalisierung oder das Verbraucherverhalten – all das sind Themen, die die gesamte Wirtschaft durchziehen und die Landwirtinnen und Landwirte in ihrer Betriebsführung beeinflussen.

Wo bzw. wie finden Interessierte z. B. spannende Anlaufstellen in ihrer Region?

- Unter www.landservice.de etwa sind Anlaufstellen zu finden. Bereits auf der Startseite wird das Angebot der Betriebe gebündelt dargestellt. Darüber hinaus inspiriert der Veranstaltungskalender. Er zeigt, was auf dem Land los ist. Anschließend folgen kurze Berichte zu, saisonalen Themen und Besonderheiten, die auf den Höfen zu entdecken sind. Ein weiterer Klick vom Hauptmenü führt zum Medienservice. Hier finden Landentdecker informative und spannende Broschüren zum kostenfreien Download. Für die Regionen Südwestfalen und den Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es zusätzlich eine Broschüre mit regionalem Bezug. Ihr Titel lautet: „Die echten Landerlebnisse in NRW: Rund um den Biggesee & Siegen-Wittgenstein“. Sie kann im Broschürenshop kostenlos heruntergeladen werden. kano